Last Mile-Lösungen: Mikro-Depots entlasten Umwelt und Verkehr
Bekanntermaßen ist Freifläche in Ballungsräumen vor allem eins – rar gesät. Die Lösung: Einfach kleiner bauen? Mikro-Depots sind aufsteigende Sterne am Himmel der Last Mile-Logistik.
Das letzte Wegstück beim Transport von Paketen und Waren erfolgt meist mit einem motorisierten Fahrzeug – beispielsweise per Transporter – bis zur Haustür. Doch insbesondere diese letzte Meile sorgt aufgrund von engen Straßen und hohem Verkehrsaufkommen in Städten häufig für Probleme. Ein Lösungsansatz besteht darin, kleinere Logistikstandorte in der Stadt zu schaffen, die möglichst zentral liegen und als Zwischenlager dienen: sogenannte Mikro-Depots, auch Mikro-Hubs genannt. Diese werden in der Regel per Lkw oder Transporter angeliefert, die finale Zustellung der Ware erfolgt im Anschluss per Lastenrad oder zu Fuß mit der Sackkarre. Besonders im innerstädtischen Bereich geht der Trend hin zu diesen kleinen Depots und Gebäuden, die als multifunktionale Logistikimmobilien in das Stadtbild integriert werden. Wir zeigen zwei Beispiele, die mit innovativen Lösungsansätzen die Logistik auf der letzten Meile unkomplizierter und nachhaltiger gestalten wollen.
Im Paketshop Kleidung anprobieren
So testet DPD mit seinem ersten eigenen Store in Berlin-Friedrichshain Möglichkeiten, die letzte Meile zu optimieren. Das Gebäude ist eine Mischung aus Pick-up-Paketshop und Mikro-Depot. Zum Konzept gehört ein Raum mit Umkleidekabinen und großen Spiegeln, sodass bestellte Kleidungsstücke direkt anprobiert werden können. Kundinnen und Kunden entscheiden somit beim Abholen des Pakets, ob sie die Ware mit nach Hause nehmen oder direkt eine Retourensendung aufgeben wollen. Das spart Wege, denn die letzte Meile wird im Retourenfall doppelt eingespart, da die Sendung den Paketshop gar nicht erst verlässt. Soll die Ware bis zur Haustür zugestellt werden, dann stehen für die Kuriere E-Lastenräder bereit. So kann das Paket die letzte Meile umweltfreundlich und verkehrsentlastend zurücklegen.
Die sogenannte „Verwert-Bar“ komplettiert das Konzept, mit dem Online-Bestellungen nachhaltiger werden sollen. So können gebrauchte und wiederverwendbare Verpackungsmaterialien wie Kartons und Folien beim Personal abgegeben werden. Im Anschluss werden diese Materialien kostenlos an Kunden und Kundinnen weitergegeben, die ein eigenes Paket verschicken möchten.
Parkhaus-Logistik
Auch in Parkhäusern werden seit knapp zwei Jahren vermehrt Mikro-Hubs geschaffen, die die urbane Logistik nachhaltiger machen. Insbesondere in mehrgeschossigen Parkhausanlagen bietet sich das Konzept an: Ungenutzte Kapazitäten können so für den Paketumschlag genutzt werden, während der Stadtverkehr durch die Nutzung von Lastenrädern statt Fahrzeugen entlastet wird.
So haben der Paketlogistiker UPS und der Parkhausbetreiber Apcoa Parking Ende 2021 den Start einer internationalen Kooperation bekanntgegeben. Schon einige Zeit zuvor haben sie in Irland getestet, inwiefern die Parkhäuser sich als Basis für den Austausch von Paketen eignen. Der Erfolg war so groß, dass sie das Konzept nun unter anderem auch in Deutschland umsetzen. Hierfür werden Container mit Paketsendungen von UPS an die beteiligten Parkhäuser geliefert und auf die dort stationierten Cargo-Bikes umgeschlagen. Auch das Aufladen der E-Lastenräder erfolgt in den Mikro-Hubs.
Die größte Herausforderung bei der Umsetzung solcher Konzepte besteht nach wie vor in der Erschließung geeigneter innenstädtischer Flächen. Baurechtliche Bestimmungen entscheiden oft über den Erfolg eines Projekts: Andere Verkehrsteilnehmer dürfen nicht behindert werden, außerdem sollen sich die Depots vom Erscheinungsbild her am städtebaulichen Umfeld orientieren.
Die soeben genannten Beispiele zeigen, dass ein gewisses Umdenken oft der Schlüssel für innovative Geschäftsmodelle ist. Kooperationen, die auf den ersten Blick nicht offensichtlich scheinen, können sich als Win-win-Situation für alle Beteiligten entpuppen und so einen wertvollen Beitrag zu multifunktionalen Logistikimmobilien leisten. Die BUILDINX hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, die richtigen Ansprechpartner zusammenzubringen, um im Dialog Logistikimmobilien zu entwickeln, die zu den unterschiedlichen Anforderungen unserer Gesellschaft passen.
Autorin: Franziska Steffes