„Logistik ist gekommen, um zu bleiben.“
Interview mit Diana Schumann und Dominic Thoma, Co-Heads of Industrial & Logistics Investment bei JLL Germany
Industrie- und Logistikimmobilien sind bei Investoren auf dem Gewerbeimmobilienmarkt aktuell sehr beliebt. Warum das so ist und wie die Prognosen für die Zukunft aussehen – darüber haben wir mit den Co-Heads of Industrial & Logistics Investment von JLL Germany Diana Schumann und Dominic Thoma im Interview gesprochen.
1. Die Nachfrage nach Logistik- und Industrieimmobilien ist in den letzten Jahren stark gestiegen und immer mehr Investoren interessieren sich für den Logistik- und Industriesektor. Was ist Ihrer Meinung nach der Grund für diese Entwicklung?
Diana Schumann:
„Für die starke Entwicklung des Logistik- und Industrieimmobiliensektors gibt es zahlreiche Gründe. Zunächst kamen zu den klassischen Logistiknutzern weitere Branchen hinzu und dann erlebten wir den rasanten Aufschwung im E-Commerce. Etliche weitere Veränderungen in der Industrie, darunter zum Beispiel der Wechsel des Automotive-Sektors hin zur Elektromobilität, treiben den Bedarf an modernen Flächen, die den neuen Anforderungen gerecht werden, weiter voran. Daraus ist eine stabile Nachfrage entstanden, weshalb in vielen Märkten ein Mietsteigerungspotenzial vorhanden ist und woraus sich auch in Zukunft eine positive Wertentwicklung fortsetzen dürfte.“
Dominic Thoma: „Viele Investoren haben diese Lernkurve in den vergangenen Jahren selbst durchlebt, weshalb sich einige im Zuge der Diversifizierung ihres Portfolios stärker der Logistik zugewandt haben. Für viele von ihnen dürften spätestens die Lieferkettenstörungen bedingt durch die Coronapandemie und geopolitische Krisen bewiesen haben, dass Logistik eine Systemrelevanz hat und wichtig für den Erhalt des Normalbetriebs eines Landes ist.“
2. Welche Auswirkungen hat diese Entwicklung auf den gesamten Gewerbeimmobilienmarkt, besonders hinsichtlich der Büroflächen?
Dominic Thoma: „Der Wandel Deutschlands in ein Dienstleistungsland hat einst zu verstärkten Investitionen in den Bürosektor, auch in B- und C-Lagen, geführt. Durch das Homeoffice, welches während der Coronapandemie für viele Beschäftigte zum Alltag wurde und auch bei einigen noch heute üblich ist, sank das Interesse der Investoren in Büros zugunsten von Logistik – denn die kennt kein Homeoffice. Deutlich spürbar war diese Entwicklung 2023, als Investoren rund 7,3 Milliarden Euro in Logistik hierzulande fließen ließen, während die Investitionen in Büros nur 5,4 Milliarden Euro betrugen. Ende des vergangenen Jahres hätten sich die Spitzenrenditen beider Assetklassen nahezu geschnitten, im europaweiten Vergleich ist das gar eingetreten. Dies spiegelt sich auch bei der aktuellen JLL-Investorenumfrage wider, wo ‚Logistik‘ mit einer geringen Risikobewertung auf dem zweiten Platz liegt, während es ‚Office in A-Lagen‘ nur auf den vierten Platz schafft – beide allerdings abgehangen von ‚Wohnen in A-Lagen‘. Nicht umsonst lautete der Leitspruch auf der diesjährigen MIPIM ‚Beds and Sheds‘.“
3. Wie denken Sie sieht die Prognose der nächsten Jahre aus? Ist mit einer Fortsetzung dieses Trends zu rechnen oder wird die Nachfrage für Logistik- und Industrieimmobilien bei Investoren in den nächsten Jahren voraussichtlich wieder sinken?
Diana Schumann:
„Logistik ist gekommen, um zu bleiben – wir erwarten, dass die Nachfrage nicht wieder nachlassen wird. Indikatoren und Prognosen zeigen, dass die Investitionen in Industrie- und Logistikimmobilien auch in Zukunft vielversprechend hoch sein werden. Selbst in einem von hohen Zinsen geprägten Jahr wie 2023 lag das Transaktionsaktionsvolumen mit 7,3 Milliarden Euro auf einem beachtlichen Niveau. In diesem Jahr erwarten wir eine Steigerung auf etwa acht Milliarden Euro.“